Studentische Blogbeiträge

Wie kommunizieren wir wissenschaftliche Erkenntnisse am besten einem breiteren Publikum? 

Zur Vertiefung des gelernten Wissens erstellten Studierenden im Rahmen zweier Seminare unserer Abteilung unter der Leitung von Dr. Corina Berli wissenschaftlich Blogbeiträge. Ziel war es, ein selbstgewähltes Thema aus dem Seminarprogramm in verständlicher Sprache einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.  

Gerne möchten wir hier eine kleine Auswahl der gelungensten studentischen Blogbeiträge teilen.   

Viel Spass beim Lesen. 

 

Proseminar «Soziale Beziehungen & Gesundheit», HS 2023 

Was man vom Geben sozialer Unterstützung alles bekommen kann. 

Blogbeitrag von Paula Zweifel, Hanna Üffing, Larina Lenz 

«Ich will haben, haben, haben» singt Nina Chuba in ihrem Nummer 1 Hit Wildberry Lillet. «Ich will Immos, ich will Dollars, ich will fliegen wie bei Marvel, Ich hab' Hunger, also nehm' ich mir alles vom Buffet.» So wie der jungen Künstlerin, geht es den meisten von uns. In unserer Konsumgesellschaft wollen alle immer haben und nehmen, und zwar möglichst viel von allem. Die Forschung zeigt aber, dass es zumindest im Bereich der sozialen Unterstützung nicht schadet, ab und zu auch mal zu geben. Welche Vorteile das Geben von sozialer Unterstützung für die gebende Person hat und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit sich diese Vorteile einstellen, diskutieren wir im folgenden Blogbeitrag. 

Was ist soziale Unterstützung überhaupt?                                                                                    

Unter sozialer Unterstützung versteht man die Bereitstellung von psychologischen und materiellen Ressourcen durch das soziale Netzwerk. Dadurch können Personen zum Beispiel darin unterstützt werden, mit stressigen Situationen umzugehen. Sie kann in verschiedenen Formen auftreten wie zum Beispiel instrumenteller Unterstützung (finanzielle Hilfe, Auto ausleihen usw.), informationeller Unterstützung (Liefern von relevanten Informationen) oder emotionaler Unterstützung (Empathie zeigen, Trost spenden usw.).  

Und was hat jetzt die Person davon, die gibt? 

Das Geben von sozialer Unterstützung bietet aber nicht nur für die Empfänger:innen etwas, sondern auch für die Geber:innen. Warum das so sein könnte, lässt sich eigentlich relativ schnell verstehen, wenn man sich Menschen und ihre Form des Zusammenlebens anschaut. Für unsere Spezies ist es entscheidend, dass wir aufeinander Acht geben. Daher ergibt es durchaus Sinn, dass es in unserem Gehirn Prozesse gibt, die uns «belohnen», wenn wir etwas für andere tun.  

Studien konnten zeigen, dass unsere Stimmung besser ist, wenn wir Geld für andere ausgeben, als wenn wir das für uns selbst tun. Dasselbe gilt für weitere nette Dinge. Wenn wir sie für andere tun, erhöht das unsere Glücksgefühle und unser Gefühl, zu einer sozialen Gruppe zu gehören. Das Geben steht auch mit weiteren positiven Outcomes in Verbindung, wie zum Beispiel einer erhöhten Selbstachtung und einer stärkeren Verbindung zur Person, welche die Unterstützung empfängt.  

Ein weiterer positiver Effekt vom Geben von Unterstützung ist die Stressreduktion. Es konnte gezeigt werden, dass sich durch das Geben von sozialer Unterstützung die Aktivität in Gehirnregionen, welche mit Stress in Verbindung stehen reduziert. In einem weiteren Experiment wurde herausgefunden, dass sich der Stress vor einer herausfordernden Situation reduziert, wenn man eine unterstützende Nachricht an eine:n Freund:in schreibt.  

Sollte man also so viel geben wie möglich? 

Es zeigt sich also, dass das Geben von sozialer Unterstützung viele positive Auswirkungen auf den:die Unterstützungsgeber:in hat. Natürlich gelten diese Befunde aber nicht bedingungslos und über sämtliche Lebenssituationen hinweg. Es wird davon ausgegangen, dass es einige Grenzen gibt, für diese Befunde. Wahrscheinlich ist es notwendig, dass die Unterstützung freiwillig erfolgt und der:die Geber:in das Gefühl hat, dass seine:ihre Unterstützung auch etwas bewirkt. Ein weiterer Faktor, der berücksichtigt werden muss, ist die Ausgeglichenheit. In engen sozialen Beziehungen, also zum Beispiel Partnerschaften oder Freundschaften, wirken verschiedene Mechanismen. Eine Theorie, die hier besteht, ist die sogenannte Equity-Theory. Sie besagt, dass in engen sozialen Beziehungen ein Gleichgewicht entscheidend ist, damit diese funktionieren. Hierbei muss das Gegebene und das, was man bekommt, nicht zwangsläufig das Gleiche sein, aber es ist wichtig, dass beide Beteiligten es als gleichwertig ansehen. Das Bedeutet also, dass ein Zeichen der Dankbarkeit im Austausch für soziale Unterstützung durchaus funktionieren kann. Wichtig ist aber, dass nicht nur einer ständig gibt und dafür nichts zurückbekommt. Denn wenn das der Fall ist, stellen sich die positiven Effekte des Gebens nicht ein oder werden zumindest von den negativen der Ungleichheit übertönt. 

Was bedeutet das nun für den Alltag? 

Wir sehen also, dass Unterstützung zu geben für uns so einige Vorteile haben kann. Dabei wird also nicht nur anderen geholfen, sondern auch sich selbst.  Nun stellt sich die Frage, wie dies im Alltag noch mehr umgesetzt werden kann. Jeder hat seine individuellen Stärken, und diese kann man sich hier zu Nutze machen.  

  • Hörst du gerne zu? Frag deine Liebsten wie es ihnen geht, biete ihnen ein offenes Ohr an und gib, wenn gewünscht, hilfreiche Tipps.  

  • Du machst gerne kleine Geschenke? Bring deinen Freunden und Verwandten doch beim nächsten Besuch etwas mit, von dem du weisst, dass sie Freude daran hätten.  

  • Oder hilfst du gerne mit? Dann greif doch deinen Eltern beim Einkauf oder dem Kochen unter die Arme, bring den Nachbar:innen die Post mit oder hilf Senior:innen über die Strasse.  

  • Achte dabei aber auch auf dich Selbst. Stelle dir hin und wieder die Frage, ob noch ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen besteht. 

Du kannst also deine Stärken nutzen, um die in deinem Umfeld zu unterstützen, die Hilfe benötigen oder schätzen. Dadurch hilfst du nicht nur ihnen, sondern du hilfst auch dir selbst dabei, ein glücklicheres und längeres Leben zu führen.